Leise Töne

Wenn die Welt um dich herum so laut ist, dass sie deine leisen Töne nicht wahrnimmt

Viele Jahre fiel es mir enorm schwer, meine Grenzen auszudrücken.
Einen Wunsch oder eine Bitte auszusprechen kam mir falsch vor. In meinem Kopf kam jedesmal „Ich darf das nicht verlangen“ „Ich bin die, die anderen hilft, über jede Grenze hinaus.“

In mir gab es diesen tiefen unbewussten Satz:

„Wenn Du anderen nicht zur Seite stehst, wirst Du nicht geliebt.“

Kennst Du das?

So sprach ich meine kleinen Bitten sehr leise aus. Damit meine ich nicht unbedingt die Lautstärke, sondern die Sanftmut dahinter.

Es waren nur ganz kleine Impulse, um mein Umfeld darauf aufmerksam zu machen, dass sie eine Grenze überschritten, oder dass ich ausnahmsweise mal selbst Hilfe brauche, mein Akku leer ist oder auch dass ich etwas keinesfalls tun möchte.

Doch die Welt um mich herum war so laut, so mit sich selbst beschäftigt, dass sie meine leisen Töne nicht wahrnahmen.

Das Schlimmste war für mich die Überschreitung meiner persönlichen Grenzen. Wenn Menschen sich mehr von mir nahmen, als ich bereit war zu geben. Meist mit der Bitte um Hilfe.
„Ich brauch dich doch“.
„Ich schaff das nicht ohne dich“.
„Du bist viel besser darin, als ich.“

Es war so schrecklich, in diesem Kreislauf gefangen zu sein. Immer öfter war ich ausgelaugt und erschöpft – doch hatte ich kein Mitgefühl mit mir sondern machte mir sogar Vorwürfe, warum ich das nicht schaffe.

Über die Jahre entwickelte ich eine Ohnmacht. Aus dieser Ohnmacht entwickelte ich mich heraus.

Ich wurde ich laut.

Und plötzlich hörten Sie mich.

Aber nicht auf die offenherzige Art sondern auf die abgeschreckte Art.

Nachdem ich so oft leise gesprochen habe, und mich niemand gehört hat, erschracken sie, als ich laut wurde.

Ich wurde so laut, dass ich vergass, wie dies zustande gekommen ist.

Doch in meinem Herzen war eine Wunde enstanden, da dieses „Laut sein“ überhaupt nicht meinem Innersten entsprach.

Dieses Leben war wirklich schlimm für mein Seelenheil und endete 2014 in einem Burnout.

Ich war komplett am Ende.
Es dauerte Jahre um dies zu heilen.
Heute öffne ich mich meinen Pferden einen geschützten Raum um mir Raum für meine Gefühle zu geben und mich gut um mich selbst zu kümmern.
In diesem Raum erinnern mich meine Pferde haben daran, meinen Grenzen treu zu bleiben und auch mein Umfeld daran zu erinnern, dass sie meine leisen Töne wichtig sind.
Ich schreibe dir das heute, damit Du erkennst, dass Du mit deiner Feinfühligkeit nicht alleine bist.
Deine leisen Töne sind Geschenke an die laute Welt, achtsamer mit dir umzugehen.
Trau dich, deinen eigenen Raum zu wahren. Damit dein Umfeld lernen kann, deine Töne wahrzunehmen.
Du bist ein Licht in dunklen Tagen.
Jetzt wo die Tage kürzer sind, leuchtest Du um so heller.
Kümmere dich gut um dich.
Hab Mitgefühl mit dir.
Sei gütig zu dir.
So wird dein Strahlen die Herzen anderer auch zum Leuchten bringen.
Ohne laut werden zu müssen.
Deine Alev

Meine Texte

Hier findest du Beiträge von mir, die dich darin bestärken, deinen gewählten Weg zu deinem wahren Selbst weiter zu beschreiten. Glaub an dich!